SPD Vörstetten

50 Jahre SPD Ortsverein Vörstetten

Rede von Dr. Thomas Schonhardt zum 50 jährigen Bestehen des Ortsvereins Vörstetten


Bild: privat

1971 hieß der SPD Vorsitzende Willy Brand und zugleich stellte die älteste demokratische Partei in Deutschland erstmals den Bundes-kanzler. In dieser politischen Großwetterlage wurde in Vörstetten der SPD Ortsverein gegründet und war damit auch die erste Partei in Vörstetten. Am 19. August 1971 trafen sich 11 Vörstetter im  Gasthaus Löwen: Karl Schweigler, Willi Horne, Friedrich Stahl, Horst Bohnert, Fritz Deutsch, Karl Flamm, Robert Bohnert, Theo Göttler, Siegmund Loemm, Albert Lorenz und Wilhelm Lübow. Der erste Vorstand bestand aus dem Vorsitzenden Karl Schweigler, Stellvertreter Willi Horne, Kassierer Friedrich Stahl und Schriftführer Horst Bohnert. Als Beisitzer und gleichzeitig Kassenprüfer fungierten Fritz Deutsch und Karl Flamm. Vier aus der Gründungsversammlung traten an diesem Abend der SPD bei, sieben andere waren schon vorher Mitglied im Denzlinger Ortsverein gewesen.  

Schon am 7. September 1971 fand die erste Mitgliederversammlung statt, da die Gemeinderatswahlen im Oktober nahten.  Kandidaten der Vörstetter SPD für die damalige Gemeinderatswahl waren Karl Schweigler, Karl Flamm, Willi Horne, Horst Bohnert und Albert Lorenz. Das Interesse am ersten öffentlichen Auftritt der SPD im Oktober 1971 war riesengroß, hatte die Gründung einer Partei doch für einigen Wirbel gesorgt. Das Protokoll verzeichnete „nahezu 80 Personen, darunter fast vollzählig der Gemeinderat mit Bürgermeister Ritter“. Zitat aus dem Protokoll: „Im Folgenden entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, wobei die Versammlungsleitung … bemüht war, dass alle, die … etwas auf dem Herzen hatten, zu Wort kamen“.  Karl Flamm zog schließlich als einziger von der SPD-Liste in den Gemeinderat ein und sagte im BZ-Interview 1996 im Rückblick: „Anträge habe ich viele gestellt, die wurden meist gleich abgeschmettert, doch das Seltsame war, dass sie dann ein viertel Jahr später doch plötzlich auf der Tagesordnung standen. An meinen ersten Antrag erinnere ich mich noch heute. Dabei ging es darum, wie die neu gegründete Verwaltungsgemeinschaft heißen sollte. Der Vorschlag lautete ‚Denzlingen-Reute-Vörstetten‘, wobei sich Reute für diese Form bereits entschieden hatte. Ich brachte den Antrag ein, Vörstetten vor Reute zu stellen, weil Vörstetten ein Jahr vor Reute der Verwaltungsgemeinschaft beigetreten war“. (Wir alle kennen den heutigen Verbandsnamen – Denzlingen, Vörstetten, Reute.).

Im Zentrum der Aktivitäten des jungen Ortsvereins standen in den ersten Jahren die Bemühungen um eine Verbesserung der Busverbindungen von und nach Vörstetten und Vorschläge zur Herstellung eines kindgerechten Spielplatzes – es gab ja ein erstes größeres Neubaugebiet (Talacker/Bühlacker), die Forderung nach der „Schaffung von Möglichkeiten zur Ansiedlung von gewerblichen Unternehmen“. Seit 1980 wurde in mehreren Anträgen ein Radweg von Vörstetten nach Gundelfingen gefordert, 1990 war es endlich soweit. Kontrovers diskutiert wurde der Vorschlag einer Umgehungsstraße, den die SPD-Gemeinderäte Fischbach und Bohn in einem Offenen Schreiben der Vörstetter Bevölkerung vorstellten und  die Auseinandersetzungen um einen damals geplanten Atom-bunker, den die SPD-Fraktion ablehnte.

Die SPD-Fraktion hat oft frühzeitig wichtige Impulse und Denkanstöße gegeben. Mehrfach hatten SPD-Gemeinderäte in den vergangenen Jahren für Tempo 30/40 in Vörstetten sowie Überquerungshilfen gekämpft, für die Bereitstellung ausreichender finanzieller Unterstützung für die Gemeindebücherei, Haushaltsmittel für die Förderung regenerativer Energien gefordert. Als erste Fraktion hatten wir eine finanzielle Förderung für die Kleinen Strolche (Betreuung unter Dreijährigen) beantragt, die damals von einer Elterninitiative gegründet wurden.  2004, lange vor Fukushima, beantragte die SPD-Fraktion eine Resolution zum AKW Fessenheim, unterbreitete Vorschläge zur Gestaltung der „neuen“ Freiburger Straße, wünschte eine PV-Anlage beim Umbau der HRH-Halle. Eine weitere in der Bevölkerung heftig und kontrovers diskutierte Entscheidung war 2003 der einstimmige Beschluss des Gemeinderates, im Neubaugebiet Reutacker einen höheren Flächenabzug (40% statt bisher 30%) von den Grundeigentümern zu verlangen. Dieser wegweisende Beschluss hat sich als richtig erwiesen und ist heute unbestritten. Dadurch konnte unser Ziel, jungen Familien einen bezahlbaren Bauplatz zu ermöglichen, erreicht werden. In jüngster Zeit hat sich die Gemeinde Vörstetten auf Initiative der SPD-Fraktion als FairTradeTown beworben, ebenso auf Initiative der SPD ist sie Mitglied bei Majors for Peace.

An dieser Stelle sei an die Namen aller SPD-Gemeinderäte erinnert:

Karl Flamm, Willi Horne, Walter Frey, Manfred Fischbach, Helmut Spittler, Eberhard Bohn, Maria Schmalen, Bernhard Pawelke, Inge Mais-Kemmler, Thomas Schonhardt, Helga Fischbach, Anna Raynor, Wilma Raynor, Marlis Bönsch, Steffen Schmidt.

Manfred Fischbach und Thomas Schonhardt waren auch erste Bürgermeisterstellvertreter. Manfred Fischbach wurde 2017 für seine großen Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt.

Themen in den Wahlprogrammen waren u.a. Dorfentwicklung, Betreutes Wohnen, Begegnungsstätte für alle Bürgerinnen und Bürger, bedarfsorientierte Kinderbetreuungsangebote, bezahlbarer Wohnraum, Unterstützung aller Vereine und der Rettungsdienste, Integration der Neubürger, Unterstützung der Flüchtlinge, gute Rahmenbedingungen für Landwirtschaft und Gewerbe, Klimaschutz, Förderung des ÖPNV……

In 50 Jahren gab es nur 7 Vorsitzende. 1983 wurde Manfred Fischbach Nachfolger von Willi Horne, der im Oktober 1983 viel zu früh verstarb. Auf der Jahreshauptversammlung 1991 wurde Inge Mais-Kemmler zur neuen Ortsvereinsvorsitzenden gewählt, es folgte für 14 Jahre von 1997 bis 2014 Thomas Schonhardt, mit Unterbrechung eines Jahres, in dem Marc Kürner den Vorsitz innehatte (2007). 2014 wurde Wilma Raynor Vorsitzende, 2019 Kathy Leitner.

Über viele Jahre war es in Vörstetten Tradition, dass die Vorsitzenden alle Bürgerinnen und Bürger ab dem 70. Lebensjahr besucht haben und eine Glückwunschkarte sowie bei runden Geburtstagen ein Fläschchen Wein überreicht haben.

Heutzutage ist die SPD Vörstetten eine feste Größe. SPD-Gemeinderäte und SPD-Mitglieder brachten und bringen sich engagiert in die  Dorfgemeinschaft ein und sind im Vereinsleben aktiv.

Im Rahmen des Auftrages zur politischen Willensbildung hat der Ortsverein in den vergangenen 50 Jahren zahlreiche Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Unsere Abgeordneten und Mandatsträger weilten oft im Dorf (und dies nicht nur bei den JHV), um die aktuellen tagespolitischen Ereignisse und die „große Politik“ sowie die komplexen Hintergründe mancher Gesetze uns und interessierten Zuhörern nahezubringe. Ich erinnere beispielhaft an Besuche von:  

  • die stellv. Fraktionsvorsitzenden Herta Däubler-Gmelin, Wahlkampf 1992
  • Rolf Disch, Solararchitekt, „Solarenergie“ 1998  
  • Peter Dreßen, “Halbes Jahr Rot/Grün“ (1999)
  • Peter Dreßen „Wie sicher sind unsere Renten!“ (2000)
  • Ernst Ulrich von Weizsäcker, „Energiewende“ 2001  
  • die stellvertretende verkehrspolitische Sprecherin der SPD Bundestagsfraktion Karin Rehbock-Zurreich und der Projektleiter der DB Christophe Jacoby, Informationsveranstaltung zum Neu/Ausbau der Rheintalstrecke (3./4.Gleis) 2003
  • Peter Dreßen „Hartz IV und seine Folgen“ (2004).
  • der Staatsminister im Außenministerium Gernot Erler, „Pulverfass Nahost“, 2006   
  • die Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk, „Zukunft der Gesundheit – gute Versorgung für alle“ 2009.
  • Gernot Erler, Festakt zum 40.jährigen Bestehen des SPD-Ortsvereins, „Arabische Revolution und die Auswirkungen auf den Friedenskurs“, 2011
  • Carsten Träger, umweltpolitischer Sprecher SPD-Bundestagsfraktion, „Welche Erde wollen wir unseren Kindern hinterlassen?“ und Johannes Fechner, 2019.

Vor allen Wahlen sah man uns auch immer mit unserem Wahlstand und SPD-Schirm zwischen Bäcker und Metzger in der Freiburger Straße. Hier ergaben sich interessante politische Diskussionen mit den Bürgerinnen und Bürgern. Neben Flyern, Informationsmaterialien gibt es auch immer sehr beliebte „give aways“. Die Anwesenheit unserer jeweiligen Kandidaten und Abgeordneten Marianne Wonnay, Peter Dreßen, Johannes Fechner, Sabine Wölfle zeigt den Stellenwert der Vörstetter SPD im Landkreis.  Flagge zeigen, sich der Diskussion stellen, dass war und ist für uns selbstverständlich, zudem war der Wahlstand immer auch ein Gradmesser für die Stimmungslage.

Sehr gefreut hat uns das Abschneiden von Johannes Fechner bei der diesjährigen Bundestagswahl, mit fast 30% Erststimmen lag er in Vörstetten an erster Stelle. Das Wahlergebnis der Landtagswahl 2001 mit 41,8% (Kandidatin Marianne Wonnay) oder das Erststimmen-Ergebnis von Peter Dreßen bei der Bundestagswahl 2002 mit 49,6 % lassen manchmal leichte Wehmut aufkommen. Vielleicht lag dieses gute Ergebnis 2002 auch an unserem  „WahlCafe mit Musik – Süßes und Pikantes am Nachmittag“,  mit Liedern, gesungen von Goschehobel. Aber die Zeiten haben sich geändert – für alle demokratischen Parteien.

Zwei Herzensangelegenheiten konnten – aus verschiedenen Gründen – nicht fortgeführt werden.

Gründer des Roten Blättles war Manfred Fischbach, große Unterstützung hatte er durch Bernhard Pawelke. Insgesamt erschienen von 1989 bis 2002 23 Ausgaben, auf die wir sehr stolz sind. In der Erstausgabe 1988 wurden die Verkehrsberuhigung, Tempo 30, eine Fußgängerampel und der geplante Kinderspielplatz thematisiert.  Im Roten Blättle wurde über viele Jahre die Arbeit des Ortsvereins und der SPD-Gemeinderäte dargestellt, es war das Mitteilungsblatt des Ortsvereins und sollte die Bürgerinnen und Bürger auch schon vorab über anstehende Entwicklungen im Dorf informieren. Es wurde von den Ortsvereinsmitgliedern kostenlos an alle Haushalte in Vörstetten verteilt. Viele Bürgerinnen und Bürger warteten gespannt auf jede neue Ausgabe, Spenden Vörstetter Bürger für die Druckkosten waren ein Beleg für das Interesse.  

Das Herbstfest des Ortsvereins war lange Jahre fester Bestandteil im Vörstetter Vereinsleben. Anlass war die Neugestaltung des Spielplatzes 1988 am Sportplatz.  Zu diesem Zweck übergab der Ortsverein damals den Erlös von 1000.- DM an die Gemeinde.  In den späteren Jahren wurde die Hälfte des Reinerlöses gespendet, die andere Hälfte diente zur Finanzierung des Roten Blättles. Gespendet wurden an  Jugendabteilungen der Vörstetter Vereine und Institutionen, z.B. Feuerwehr, DRK, Tennisverein, Fußballverein, Tischtennisverein, Musikverein, Reit- und Fahrverein, Jugendtreff, Kirchl. Sozialstation, Bürgerinitiative Eichelbuck, Kleine Strolche und Waldlehrpfad der Gemeinde. Musikalisch wurde das Herbstfest sehr oft von dem leider allzu früh verstorbenen Günter Schmalen mit seinen Musikern sowie vom Vörstetter Musikverein begleitet. Auch ein großer Kinderflohmarkt und ein vielfältiges Kinderprogramm gehörten zum Rahmenprogramm. Das letzte Herbstfest fand 2008 statt.

Auch das gemeinschaftliche Miteinander darf nicht fehlen: jährlich lädt der Vorstand alle Mitglieder und Freunde zu einem gemütlichem Beisammensein mit Essen ein, dabei werden auch aktuelle Themen angesprochen oder ein SPD-Quiz mit Preis sorgte für heitere Unterhaltung. Wanderungen und Besichtigungen wie die Ölmühle Simonswald, das Kloster in St.Peter, die Kunsthalle Messemer Riegel, Windräder in Freiamt, das Freiburger Münster  oder gar ein Filmabend zu 100 Jahre Frauenwahlrecht bestärken unsere gemeinschaftliche Zusammengehörigkeit.

Zum Abschluss möchten wir allen, die in den vergangenen Jahren auf der SPD-Gemeinderatsliste kandidiert haben, unseren Dank und Respekt aussprechen.

Ein besonderer Dank gilt unseren Mitgliedern im Ortsverein, die uns über all die Jahre die Treue gehalten und ihre Verbundenheit bewahrt haben. Erinnern möchte ich auch an alle unsere verstorbenen Mitglieder, die viel Aufbauarbeit geleistet haben.

Die SPD Vörstetten ist für die Bürgerinnen und Bürger Vörstettens, für den Bürgermeister, den Gemeinderat sowie für die Vereine und Institutionen ein verlässlicher und konstruktiver Partner. Das Wohl und die Interessen der Vörstetter Bürgerinnen und Bürger sind für uns  Maßstab und dafür haben und werden wir uns immer einsetzen.

 

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